
Das deutsche Rentensystem steht schon seit längerem stark in der Kritik. Doch bricht es wirklich zusammen? In diesem Blogbeitrag werfe ich einen detaillierteren Blick auf die tatsächliche Lage der Finanzierung, mögliche Zukunftsszenarien & Strategien zur Lösung des Problems. Viel Spaß beim Lesen!
1. So funktioniert das Rentensystem
Das System der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV abgekürzt) funktioniert nicht wie ein Sparkonto, sondern eher wie ein Schneeballsystem: Die Einzahlungen der Beitragszahler werden direkt an die Rentner als monatliche Rente weiter verteilt.
Bekannterweise bricht ein Schneeballsystem genau dann zusammen, wenn die Ansprüche an Auszahlungen größer als die frischen Einzahlungen werden. Tatsächlich haben wir diesen Punkt in Deutschland schon seit den 1970er Jahren erreicht. Doch das System ist nicht zusammengebrochen: Das Finanzierungsloch wird seitdem dauerhaft durch staatliche Zuschüsse & Steuermittel gestopft. Ein potenzieller Zusammenbruch ist daher sowohl abhängig von der Entwicklung dieses Finanzierungslochs, als auch von der Fähigkeit des Staates, dieses Loch mit zusätzlichem Geld zu stopfen.

2. So steht es um die Finanzierungslücke
Im Jahr 1992 befand sich die staatliche Zuschuss noch im kleineren zweistelligen Bereich (ca. 25 Mrd. €), dieser überschritt über die Jahrtausendwende 50 Mrd. € und liegt aktuell bei rund 120 Mrd. € für 2025. Allerdings dürfen hier zwei weitere Effekte nicht vergessen werden:
- Wirtschaftswachstum: Die Zahlen sind rein absolut, in dieser Zeit stiegen auch die staatlichen Einnahmen. 100 Mrd. € heute sind für den Staat leichter aufzubringen als 100 Mrd. € vor 20 Jahren. Im Verhältnis zum BIP liegt der Zuschuss relativ konstant um die 2-3% pro Jahr. Also doch alles kein Problem? Nicht ganz.
- Rentenhöhe: Während der Zuschuss zwar eine Belastung, aber im Rahmen der Finanzierbarkeit ist, so fiel im gleichen Zeitraum die Höhe der Renten relativ zum Durchschnittseinkommen. Im Jahr 1970 lag das Rentenniveau noch bei ca. 60%, aktuell sind es hingegen nur 48%. Damit die staatlichen Ausgaben also nicht aus dem Ruder laufen, wurden stattdessen die Renten in ihrer Höhe über die gesenkt bzw. nicht ausreichend an die steigenden Einkommen angepasst.
Die aktuelle Regierung hat sich im Koalitionsvertrag auf folgenden Kurs geeinigt:
„Wir werden die Alterssicherung für alle Generationen auf verlässliche Füße stellen. Deshalb werden wir das Rentenniveau bei 48 Prozent gesetzlich bis zum Jahr 2031 absichern. Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus.“
Im Klartext – anders als in der Vergangenheit, sollen die Renten bis 2031 mit den Einkommen mithalten. Das wird einen höheren Zuschuss benötigen, welcher durch Steuermittel bereitgestellt wird. Schätzungen gehen davon aus, dass selbst bei positivem Wirtschaftswachstum der Zuschuss sich bis 2031 auf rund 175 Mrd. € ausweiten wird. Auch dieser enorme Anstieg wird weder das System an sich, noch den deutschen Staat in seiner Existenz an sich bedrohen. Allerdings kann wird dieses Geld an anderen Stellen (z.B. Bildung, Gesundheit, Verteidigung, Infrastruktur) fehlen und den Staat vor weitere Herausforderungen stellen. Eine erneut steigende Verschuldung kann ebenfalls eine Folge sein.
3. Mögliche Zukunftsszenarien
Die nun folgenden Szenarien sind auf die nächsten 30 Jahre angelegt und damit hauptsächlich an die aktuell arbeitende Bevölkerung gerichtet. Ziel ist, eine objektiv geschätzte Prognose für die Zukunft zu geben. 2 der Szenarien werden eher extrem gewählt sein – die tatsächliche Realität in 30 Jahren wird daher sehr wahrscheinlich im Korridor dazwischen liegen. Alle Schätzungen legen eine grundsätzlich stabile, moderat wachsende deutsche Wirtschaft zugrunde.

A) Status quo beibehalten
Szenario A geht davon aus, dass alles so bleibt, wie es aktuell ist. Beitragssätze für die Bürger, Rentenalter & Nichteinbeziehung von Beamten & Selbstständigen. Ein Anstieg des staatlichen Zuschusses wird bis 5% des BIPs toleriert, ab dann wird der Zuschuss nicht weiter erhöht.
Ergebnisse in 30 Jahren:
- Rentenniveau: 29%
- Zuschuss Staat: 431 Mrd.€ pro Jahr
A wäre nicht mehr weit entfernt von einem Zusammenbruch des Systems – Ein Rentenniveau von 29% (Brutto im Durchschnitt!) des letzten Einkommens würde es für praktisch niemanden mehr ermöglichen, wirklich mit dem Arbeiten aufhören zu können. A macht klar: Der aktuelle Status der GRV kann ohne Reformen unmöglich beibehalten werden.
B) Massive Reformen
Szenario B setzt hingegen massive Reformen der GRV um. Während die Beitragssätze steigen, müssen Beamte & Selbstständige einzahlen und zuletzt verschiebt sich der Renteneintritt auf 70 Jahre. Ob das hilft?
Ergebnisse in 30 Jahren:
- Rentenniveau: 39%
- Zuschuss Staat: 260 Mrd. € pro Jahr
B verbessert zwar Rentenniveau & Finanzierung, wäre allerdings auch mit starken Nachteilen für die Bevölkerung verbunden und politisch wohl nicht wirklich umsetzbar. Trotzdem wäre das Rentenniveau in einem prekären Bereich und die Lage der Rentner nicht wirklich besser als in Szenario A.
C) Eine Mischung
Szenario C bewegt sich zwischen A und B. Hier steigen die Beitragssätze nur moderat, der Renteneintritt liegt bei 68 Jahren. Selbständige zahlen ein, Beamte jedoch nicht. C ist realistischer als A und B, die Ergebnisse liegen natürlich dazwischen:
Ergebnisse in 30 Jahren:
- Rentenniveau: 36%
- Zuschuss Staat: 320 Mrd. € pro Jahr
C liefert eine Mischung aus besserer Finanzierbarkeit und sinkendem Rentenniveau, ist aber ebenfalls nicht in der Lage, für eine Lösung zu sorgen.
4. Fazit & Lösungen für uns Bürger
Die verschiedenen Szenarien zeigen, dass die GRV an sich zwar wahrscheinlich nicht vollständig zusammenbrechen wird, jedoch auf keinen Fall eine ausreichende Rente bieten kann. Das Rentenniveau wird weiter sinken und die persönlichen Rentenlücken der Menschen größer werden. Das Grundproblem der GRV liegt nicht in fehlenden Reformen: Es ist das System selbst, welches auf dem Umlageverfahren basiert. Dieses Umlageverfahren funktioniert in jungen Volkswirtschaften sehr gut, in älteren mit niedriger Geburtenrate jedoch nicht. Deutschland ist als Industrieland nun mal mit einer eher älteren Bevölkerung ausgestattet, die staatliche Rente als Umlagesystem daher prinzipiell ungeeignet.
Die Lösung besteht darin, das Thema Rente in die eigenen Hände zu nehmen und sich ein eigenes Vermögen aufzubauen! Im Prinzip ist dies nichts neues, auch in den staatlichen Rentenbescheid wird auf „privaten Vorsorgebedarf“ hingewiesen. Gekoppelt mit einer attraktiven Anlagestrategie & der richtigen Planung kann die Rentenlücke zuverlässig geschlossen werden. In den meisten Fällen ist so eine Rente mit 67 oder früher ebenfalls realistisch. Obendrauf wird die private Vorsorge auch staatlich zusätzlich gefördert, mehr dazu auch auf der Webseite unter dem Reiter „Altersvorsorge“.
Falls du deine persönliche Rentensituation im Rahmen einer Beratung besprechen möchtest, kannst du gerne mit mir in Kontakt treten oder dir einen Termin buchen.
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