Die private Haftpflichtversicherung ist die wichtigste & am weitesten verbreitete Versicherung Deutschlands. Einen Vertrag zu haben ist die eine Sache, eine andere ist jedoch, Fallstricke zu vermeiden. Denn wirklich gut ist eine Versicherung nur dann, wenn im Schadenfall auch Geld fließt.

1. Die Privathaftpflicht - Einführung & Erklärung

Im Jahr 2025 besitzen über 80% der Deutschen eine private Haftpflichtversicherung (PHV). Damit thront die PHV nicht nur auf Platz 1 der privaten Versicherungen, sondern unterstreicht auch ihre Wichtigkeit. Doch was wird hier nochmal genau abgesichert?

Die PHV kommt für Schäden auf, die der Vertragsinhaber anderen Personen oder deren Eigentum zufügt. Im Prinzip trifft es die Umschreibung „Missgeschicks-Versicherung“ sehr gut. Während Missgeschicke wie das Handy eines Freundes fallen lassen oder die zerbrochene Scheibe im Titelbild noch recht harmlos sind, können Personenschäden oder der Verlust eines Arbeitsschlüssels schnell 5- bis 6-stellige Schadenhöhen erzeugen. Spätestens hier hört der Spaß auf und einen solchen Schaden selbst zahlen zu müssen bedroht die eigene Existenz massiv. Eine gute PHV kommt für sämtliche dieser Schäden auf und ist daher ein absolutes Muss. Verglichen mit anderen Versicherungen wie etwa der Berufsunfähigkeit (BU) oder einer privaten Krankenversicherung ist die PHV eine recht einfache & günstige Versicherung. Trotzdem gibt es einige Fallstricke und Fehler, die einem die Suppe versalzen können. Jeden der folgenden 3 Fehler habe ich in meiner Karriere schon mehrfach erlebt, oft auch verbundenen mit dem Ärgernis, dass die Versicherung im Schadenfall nicht zahlte.

2. Fehler 1, Schlüsselverlust falsch abgedeckt

Schlüsselverlust bedeutet genau das, wonach es klingt: Jemand verliert einen fremden Schlüssel, dadurch muss oft nicht nur der Schlüssel ersetzt werden, sondern die gesamte Schließanlage muss neu gemacht werden. Dabei kann der Schlüssel sowohl privater Natur sein (Schlüssel Mietwohnung) als auch beruflicher Natur (Schlüssel Lagerhalle). Auch hier differenzieren Versicherer ggf. und schwache Tarife setzen unterschiedliche Entschädigungshöhen. Zusätzlich gibt es auch noch sogenannte Folgeschäden: Geht der Schlüssel verloren und jemand nutzt dann diesen Schlüssel für einen Einbruch, gelten die gestohlenen Objekte als Folgeschaden. Manche PHV-Tarife leisten für keinen der beiden Fälle, die meisten nur bei Schlüsselverlust und nur wenige Tarife decken auch zusätzlich die Folgeschäden ab. Im nächsten Abschnitt sind 3 Beispiele aus echten Verträgen für jeden der Fälle zu sehen:

Worstcase: Nichts abgedeckt

Auszug Tarifvergleich HUK24 Tarif Basis

Midcase: Verlust dabei, Folgen nicht

Auszug Bedingungen Debeka Tarif Comfort-Plus

Bestcase: Alles dabei

Auszug Bedingungen Adam Riese Tarif Riesig

3. Fehler 2, Versicherungen im Bündel kaufen

Ähnlich wie einem manchmal beim Brötchen kaufen Aktionen locken wie „Kaufe 3 Berliner zum Preis von 2“ gibt es auch bei Versicherungen solche Rabatte. Sogenannte „Bündelrabatte“ versprechen ab einer gewissen Vertragsanzahl einen Rabatt von X% auf alle abgeschlossenen Verträge. Gerade Versicherungsvertreter, welche nur die Produkte eines Anbieters verkaufen können, bieten diese Rabatte an. Einem meiner Kunden wurde sogar geraten, einfach so (ohne tatsächlichen Bedarf) eine weitere Unfallversicherung abzuschließen – das Argument: Da es dann Rabatt auf alle Verträge gebe, seien alle Verträge zusammen nur leicht teurer als aktuell. 

Diese Bündel sind vor allem bei der PHV sehr gängig, insbesondere die Kombination PHV, Rechtsschutz & Hausrat ist beliebt. Allerdings bietet eine solche Kombination nicht nur keine echten Vorteile, sondern zusätzliche Nachteile:

  • Preis: Trotz der Rabatte zahlt man als Kunde drauf. Statt alle Verträge bei einem einzigen Anbieter zu haben, sucht man sich lieber gleich für jede Versicherung getrennt den Preis-Leistungssieger am Markt. Keine Rabatte auf sehr günstige Verträge ist besser als kleine Rabatte auf teure Verträge.
  • Flexibilität: Die gebündelten Verträge haben oft eine einheitliche Laufzeit und können nicht unabhängig voneinander getrennt werden.
  • Logik: Die Rechtsschutz sollte niemals beim gleichen Versicherer wie die anderen Verträge abgeschlossen werden. Wird z.B. ein PHV-Schaden nicht gezahlt und man möchte mit der Rechtsschutz dagegen vorgehen, so wird der Versicherer wohl kaum bei der Klage gegen sich selbst helfen.

Daher klare Empfehlung: Die PHV getrennt abschließen und nicht mit anderen Verträgen verknüpfen – Bündelrabatte sorgen für Nachteile, nicht für Vorteile.

4. Fehler 3, Fehlende Glas-Mietsachschäden

Genau so passiert: 2023 fiel einer Kundin eine Pfeffermühle auf das Kochfeld...
...und die Versicherung zahlte unmittelbar den Schaden!

Dieser Fallstrick ist selbst unter Beraterkollegen weitestgehend unbekannt, bietet aber jede Menge Potenzial für Ärger. Erstmal zum Begriff „Glas-Mietsachschäden“ welcher etwas sperrig daher kommt: Mietsachschäden an sich sind die Schäden, die du an einem gemieteten Gegenstand verursachst. Glas-Mietsachschäden sind solche Schäden, bei denen ein Glasschaden entsteht.  Der häufigste Anwendungsfall für diese Schäden ist die gemietete Wohnung: Fenster, Kochfelder, Duschwände und Türen können schnell durch ein Missgeschick kaputt gehen. Im Regelfall gehören diese Gegenstände alle dem Vermieter – im Schadenfall wurde damit ihm ein Schaden zugefügt und die PHV sollte zum Einsatz kommen. Doch halt – ausgerechnet hier zahlen über 90% der Verträge nicht. Glas-Mietsachschäden sind meistens pauschal ausgeschlossen. Der Grund: Die Versicherer argumentieren, hier könne man ja auch eine separate Glasversicherung abschließen. Das klingt unbefriedigend und bedient das „Die-reden-sich-raus“-Vorurteil, ist aber Tatsache. Gleichzeitig gibt es aber auch zwei Lösungen:

  • A) Schließe eine Haftpflicht ab, bei der Glas-Mietsachschäden mitversichert sind. Ein solcher Tarif muss nicht unbedingt teurer sein, sofern man die richtigen Anbieter kennt.
  • B) Ergänze deine Hausratversicherung um einen Glasbaustein. Der Baustein kostet extra, jedoch i.d.R. nur 10-20€ jährlich.

Beide Lösungen sind daher praktikabel. Solltest du jedoch Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses sein, ist nur Lösung B sinnvoll. Hier gehören dir die Glas-Gegenstände ja selbst und eine PHV zahlt nur für fremde Schäden.

 Auf der linken Seite ist ein Beispiel aus der Praxis zu sehen: Einer Kundin von mir fiel in ihrer Mietswohnung eine Pfeffermühle auf das Glaskochfeld, welches splitterte (Das Bild ist eine Nachbildung, nicht das Original). Den Schaden reichten wir anschließend bei der Versicherung ein, welche problemlos die Reparaturkosten erstattete.

5. Fazit

Alle 3 hier besprochenen Fallstricke zeigen, dass eine wirklich gute Privathaftpflicht nicht so leicht zu finden ist und definitiv Mühe in Recherche & Tarifauswahl gesteckt werden sollte. In meiner Beratung löse ich die Thematik nicht nur über die Erfahrung mit verschiedenen Anbietern, sondern vor allem über moderne Beratungssoftware. Über die Software und deren riesiger Datenbank kann ich detailliert in das Kleingedruckte der Verträge sehen und alle wichtigen Punkte überprüfen. Das funktioniert nicht nur bei aktuellen Tarifen, sondern auch bei Altverträgen. Mehr dazu auch auf der Webseite unter dem Reiter „Vertragscheck“.