
Viele Menschen träumen davon, sich durch eigene Investments später Reichtum & Luxus leisten zu können. Hier folgt ein realistischer Blick auf eine Thematik, die eigentlich mehr mit der eigenen Sicht auf das Leben, als mit dem Investieren zu tun hat.
1. Schneller Reichtum & falsche Versprechungen
Bevor mich auch nur irgendjemand des Clickbaitings beschuldigt, hier die Antwort auf die Frage im Titel: Nein, Reichtum im Sinne des Titelbildes ist allein durchs Investieren für die überwiegende Mehrheit nicht möglich. Weiterlesen lohnt sich aber trotzdem! Denn meine Antwort ist wörtlich gemeint: „Reichtum im Sinne des Titelbildes“. Also ein Reichtum der Superreichen, welcher Jachten, Bugattis & Dauerurlaube ermöglicht, ohne diese Ausgaben finanziell wirklich zu spüren. Während diese Form des Reichtums nur durch Investieren praktisch ausgeschlossen ist, so sind andere Ziele hingegen erfüllbar: Millionär sein, früherer Ruhestand, Sorgenfreiheit, Gesundheit – und mal ehrlich, das ist auch schon ein ganz ordentlicher Reichtum.
In Zeiten des Internets verbreiten sich Mythen über das schnelle Geld & falsche Versprechungen jedoch erstaunlich schnell. Mittlerweile gibt es eine ganze Industrie, die mit Passivem-Einkommen, unmittelbarer Finanzieller Freiheit oder Trading-Reichtum wirbt. „Millionär in 7 Jahren“ wie eines der Unternehmen verspricht, gehört da noch zu den konservativeren Angeboten.
Hinter dieser Industrie stecken unterschiedliche Player, oft sind es vor allem Coaches & MLM-Systeme ohne offizielle Beratungslizenz. Die Lizenz spielt eine wichtige Rolle, denn mit Beraterlizenz (wie ich sie auch habe) gelten andere Spielregeln. Berater haften in der Regel für die eigene Beratung, Erfolgsversprechungen sind nicht erlaubt und zusätzlich wird der Verlauf der Beratung im Beratungsprotokoll festgehalten.
2. Die zentralen Missverständnisse
Es gibt 3 große Missverständnisse, weshalb das Investieren häufig mit der Möglichkeit nach märchenhaftem Reichtum assoziiert wird. Alle 3 Punkte könnten zwar theoretisch für enormen Reichtum sorgen, sind in der Praxis jedoch meist anders gelagert als in unseren Vorstellungen
A) Investieren ≠ Unternehmertum
Häufig wird die Schlossfolgerung gezogen, superreiche Menschen wie Elon Musk oder Jeff Bezos würde ja auch schon immer investieren – das gelte es einfach nachzumachen. Hier liegt jedoch ein Denkfehler vor: Unternehmertum hat erstmal wenig mit klassischem Investieren zu tun. Als Unternehmer wird eine Produktidee oder Dienstleistung realisiert, die andere Menschen für Geld kaufen können. Dadurch erst entstehen Cashflows & ein Firmenwert bildet sich. Klassisches Investieren oder Beteiligungen kaufen ist für jeden möglich, erfolgreiches Unternehmertum benötigt hingegen eine bahnbrechende Idee, viel Arbeitszeit, viele Kunden & auch eine Portion Glück.
B) Überschätzen von Renditen
Die Wertentwicklungen von Vermögensanlagen wie Immobilien oder Aktien neigen dazu, stark überschätzt zu werden. Dieser Trend rührt häufig daher, dass besonders erfolgreiche, aber seltene Einzelleistungen im Fokus stehen und als Vorbild genommen werden. Weil Person X letztes Jahr 30% Rendite mit Aktien erzielt hat, muss ich als Anleger das einfach nur 20 Jahre genauso machen und schon bin ich riesig reich. In der Praxis funktioniert das natürlich nicht: Ausreißer sind aus gutem Grund Ausreißer und eben nicht der Normalfall. Wirklich realistische Werte für Renditen folgen im nächsten Kapital – und diese sind völlig ausreichend, um langfristig sehr vermögend zu werden.
C) Überschätzen von Sparraten
Dieser Denkfehler ist wie Punkt B auf Überschätzung zurückzuführen und wird häufig mit A und B verknüpft. Der eigene Einsatz spielt beim Investieren eine große Rolle – je mehr Vermögen eingesetzt wird, desto schneller werden bestimmte Zielwerte erreicht. Wer als Berufseinsteiger evtl. noch vierstellige Beträge monatlich sparen kann, wird dies nicht automatisch für die restlichen 20 Jahre weiter so fortführen und ausbauen können. Ziele wie Familie, Kinder, ein Eigenheim etc müssen ebenfalls finanziert werden. Zusätzlich weiterhin vierstellig investieren zu können verlangt entweder ein sehr hohes Einkommen (hat nicht jeder) oder man hat ein erfolgreiches Unternehmen am Laufen (hat auch nicht jeder).
3. Wirklich realistische Renditen

Um wirklich realistische Renditen zu haben, lohnt es sich, sowohl Durchschnittswerte zu wählen, als auch eine möglichst lange Historie. Die Grafik auf der linken Seite zeigt die jährlichen Renditen im Durchschnitt verschiedener Aktienmärkte von 1900 bis 2017 – ganze 117 Jahre.
Ganz wichtig ist auch folgender Punkt: Die Renditen sind inflationsbereinigt! Sämtliche Inflation in diesem Zeitraum ist bereits abgezogen, daher handelt es sich um sogenannte Realrenditen. Bei Nominalrenditen hingegen ist die Inflation nicht berücksichtigt, die Nominalrenditen für weltweite Aktien im gleichen Zeitraum würden bei ca. 8% p.a. liegen. Das klingt natürlich deutlich besser, aber die Inflation ist nunmal da und sollte gerade bei langfristigen Projekten beachtet werden.
Wäre es nicht trotzdem möglich, durch Auswahl der „richtigen“ Aktien, der „richtigen“ Investments höhere Renditen zu erzielen? Diese Frage wird auch als „Aktives vs passives Investieren“ bezeichnet und ich werde ausführlich in einem anderen Beitrag darauf eingehen. An dieser Stelle die kurze Antwort: Theoretisch ja, praktisch nein. Genauso wie ein Würfel bei Mensch-Ärger-Dich-Nicht theoretisch nur Sechsen würfeln könnte – in der Praxis liefert der Würfel bei vielen Würfen immer dieselbe durchschnittliche Anzahl an Augen.
Zwischenfazit: Die langfristig realistische, inflationsbereinigte Rendite des Aktienmarktes liegt bei ca. 5-6% p.a. – mit dieser Rendite können wir unsere Reichtumspläne angehen.
4. Rechenbeispiele
Hier folgt gleich eine Reihe verschiedener Rechenbeispiele, um ein Gefühl für Sparraten, Zinses-Zins & Vermögensentwicklung zu vermitteln.
A) Superreich werden - Vermögensziel 5 Mio €
Hier wird die Titelfrage aufgegriffen – wie viel müsste theoretisch investiert werden, um alleine dadurch Bugatti & Co konsumieren zu können?

Die Zahlen zeigen: Ohne ein großes Startkapital (z.B.) wird es aus eigener Kraft schwierig. Nur absolute Topverdiener mit durchgehend fünfstelligem Gehalt hätten evtl. eine Chance.
B) Anlage eines größeren Einmalbetrages
B) geht davon aus, dass größere Beträge (z.B. durch Erbe oder Immobilienverkauf) angelegt werden.

Hier ist deutlich zu erkennen, wie gut sich aus „Geld“ nach einiger Zeit „Mehr Geld“ machen lässt und welches Potenzial größere Einmalbeträge haben. Mit etwas Geduld lässt sich aus einem festen Betrag ein ordentliches Vermögen aufbauen.
C) Anlage mit regelmäßigen Sparraten
C) ist der am weitesten verbreitete Fall: Der Vermögensaufbau wird über monatliche Sparraten aus dem laufenden Einkommen betrieben.

Selbst moderate Sparbeträge führen zuverlässig zu einem 6-stelligen Endvermögen. Die Sparraten im Beispiel bewegen sich für die Mehrheit der Menschen in Deutschland zwischen 5 und 20% des Nettoeinkommens – also absolut machbar.
D) Vermögend werden - Ziel 1 Mio €
Dieses Szenario ist ähnlich gestaltet wie A). Hier gibt sich unser Anleger allerdings „schon“ mit 1 Million zufrieden.

Auch für dieses Ziel sind Zeit & Spardisziplin notwendig. Klar ist jedoch: Diese Werte sind mit einem guten Einkommen machbar und selbst mit geringeren Sparraten landet man immer noch bei mehreren Hunderttausend €.
Hier nochmal zur Erinnerung, da das häufig zu Verwirrung führt: Die Zahlen in den Beispielen sind real, also inklusive sämtlicher Inflation und können damit auf das aktuelle Preisniveau bezogen werden. Ohne Berücksichtigung der Inflation wären gerade die Endvermögen bei B) und C) natürlich viel höher. Mit diesem „Mehr“ an Geld könnte sich ein Anleger jedoch auch weniger Güter leisten, da das Preisniveau durch die Inflation gestiegen ist.
Zusätzlich ist bei A), C) und D) auch folgendes zu beachten: Unterstellt wurden konstante Sparraten, der Anleger spart also während all der Jahre stets den gleichen Betrag. In der Praxis steigen jedoch die Einkommen mit der Zeit: Ein Anleger, welcher z.B. mit 200€ startet, wird seine Sparrate damit über die Zeit leicht erhöhen können und so ein wesentlich höheres Vermögen aufbauen.
5. Fazit - Wohlstand statt Reichtum trifft es besser
Zusammenfassend lässt sich noch einmal bestätigen, dass das klassische Reich-werden (im Sinne von „Saus und Braus“) allein durch Investieren aus eigener Kraft nicht möglich aus. Dafür benötigt es erfolgreiches Unternehmertum, ein Erbe, Lotto oder ein dauerhaftes Gehalt auf CEO-Niveau.
Allerdings ist ein Leben als Superreicher für die meisten Menschen nicht das zwangsläufige Ziel. Umfragen, Studien und auch meine Erfahrungen mit Kunden zeigen, dass die üblichen finanziellen Ziele eher etwas bescheidener ausfallen: Früher in Rente gehen, die eigene Familie versorgen können, ein paar Wochen mehr Urlaub pro Jahr oder das klassische Haus mit Garten. Sämtliche dieser Ziele benötigen gute 6-stellige bis niedrig 7-stellige Beträge. Punkt 3. und 4. zeigen, dass diese Beträge auf jeden Fall erreichbar sind. Wer seine Ziele erreicht und mit dem eigenen Lebensstandard zufrieden ist, der wird wohl doch recht glücklich mit dem eigenen Leben sein. Und inneres Glück & Zufriedenheit sind wohl der größte Reichtum, den man sich wünschen kann.
Mehr zum Thema Investieren und möglichen Strategien, sowie staatlichen Förderungen ist auch auf der Webseite zu finden.
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