Während ca. ein Drittel der Deutschen eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließt und dieser vertraut, blicken große Teile der anderen zwei Drittel sehr kritisch auf das Thema BU. Dieser Beitrag bringt gute Neuigkeiten: Viele Gründe gegen / Ängste vor einer BU sind in Wahrheit Irrtümer. Die 5 bekanntesten davon werden gleich genauer analysiert & widerlegt werden.

1. Warum das Thema BU jeden betrifft

Okay, kleine Korrektur direkt zum Anfang: „Jeden“ ist nicht ganz richtig. Das Thema Berufsunfähigkeit ist wichtig, aber folgende Personen sind davon nicht betroffen:

  • Rentner / Pensionäre
  • Hoch vermögende Menschen, die nicht arbeiten müssten
  • Menschen, die schon eine gute BU besitzen
Sehr wahrscheinlich gehörst du als Leser dieses Beitrags jedoch nicht zu einem dieser Personenkreise – daher ist meine Überschrift vermutlich gar nicht so falsch. Wer arbeitet und finanziell auf das eigene Einkommen angewiesen ist, der sollte sich grundsätzlich über dieses Thema Gedanken machen.
 
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (im folgenden werde ich dieses Galgenmännchen-würdige Wort mit BU abkürzen) dient als Schutz des eigenen Einkommens. Sie greift, falls du in deinem zuletzt ausgebübten Beruf für mind. 6 Monate weniger als 50% arbeitsfähig bist oder das Ergebnis deiner Arbeit um mind. 50% eingeschränkt ist. So lautet die allgemeine Definition, welche auch in den meisten BU-Verträgen Anwendung findet. Aber hier fangen die Mythen schon an: Manche denken, man müsse erst ewig an Bett gefesselt oder schwer pflegebedürftig sein, um überhaupt Geld von der Versicherung zu bekommen. Zum Glück nicht! Viele Menschen sind berufsunfähig und erhalten Geld von ihrer BU, während sie gleichzeitig noch in Teilzeit arbeiten oder in einen anderen Beruf gewechselt haben. Dazu auch später mehr dazu.
 
Wichtig zu betonen ist ebenfalls, dass eine BU nicht nur von der Finanzindustrie selbst empfohlen wird, welche selbstverständlich Geld damit verdient. Auch neutrale Ratgeber wie z.B. die Stiftung Finanztip oder Verbraucherzentralen empfehlen dringend eine BU. Zugleich erkennen die meisten Skeptiker einer BU auch an, dass die Kausalkette „Gesundheitliche Einschränkung –> Verluste beim Einkommen –> Großes Problem“ grundsätzlich zutreffend ist. Lediglich die Lösung dieses Problems – eine BU abzuschließen – findet häufig aufgrund verschiedener Gründe weniger Anklang. 
 
Genau diese Gründe gegen eine BU bestehen jedoch meistens aus Irrtümern, welche gleich entlarvt werden.
 

2. "Die zahlen sowieso nicht"

Die Angst, dass eine Versicherung im Fall der Fälle nicht zahlt ist wohl so alt wie das Konzept der Versicherung selbst – und eine völlig berechtigte Angst! Jede Versicherung wird schließlich mit der Absicht abgeschlossen, ein gefährliches Risiko abzusichern und durch ebenjene Versicherung geschützt zu sein. Zahlt diese Versicherung dann am Ende nicht, so war in der Tat alles „für die Katz“.

Jetzt kommt jedoch die gute Nachricht: Im Falle der BU werden 4 von 5 Anträgen und damit 80% bewilligt! (Quelle Franke & Bornberg Leistungspraxisstudie 2025)

Damit ist klar: In den meisten Fällen zahlt die BU wie geplant. Aussagen wie „Die zahlen sowieso nicht“ sind einfach falsch und halten den tatsächlichen Fakten nicht stand. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass 20% der Anträge abgelehnt werden. Und ganz ehrlich, niemand möchte eine BU haben, die nur „wahrscheinlich“ leistet. Genau aus diesem Grund schauen wir uns die Gründe für die Ablehnungen genauer an und auch, wie man diese Ablehnungen vermeidet. Denn i.d.R. lehnen Versicherer aus logischen & nachvollziehbaren Gründen ab.

Hier ist wieder die F&B Studie zur Leistungspraxis zu sehen. Erfasst sind die Gründe der 20% Ablehnungen, weshalb der Versicherer kein Geld auszahlt. Schauen wir uns zuerst die Hauptgründe genauer an:

  • 51,18% Grün: Versicherungsnehmer zieht entweder seinen Antrag zurück oder antwortet nicht mehr auf Nachrichten des Versicherers.
  • 24,46% Hellgrün: Kunde stellt zwar einen BU-Antrag, ist aber noch zu mehr als 50% arbeitsfähig und damit eben nicht berufsunfähig.
  • 12,70% Blau:  Gesundheitsfragen bei Abschluss der BU wurden grob falsch beantwortet / es wurde gelogen.
  • 6,63% Blaugrau: Kunde stellt Antrag aufgrund eines im Vertrag ausgeschlossenen Risikos, wie z.B. Vorsatz oder Kernenergie.

Das sind soweit die 4 häufigsten Gründe, weshalb Versicherer BU-Anträge ablehnen. Die restlichen ca. 2,5% der Ablehnungsgründe sind

sehr selten und betreffen medizinisch ausgeschlossene Risiken (aufgrund einer bekannten Vorerkrankung bei Antragsstellung) sowie Spezialfälle, welche bei einer guten BU nach heutigem Stand kaum mehr möglich sind. Betrachtet man insbesondere die 4 Hauptgründe für Ablehnungen, wird klar: Die Gründe sind logisch und nachvollziehbar. Wer nun mal nicht berufsunfähig gemäß der Definition ist, bekommt selbstverständlich kein Geld – genau wie eine voll berufstätige Person kein Bürgergeld bekommen kann. Wer Gesundheitsfragen sehr falsch beantwortet oder lügt, ist ebenfalls raus. Und wer sich einfach nicht mehr beim Versicherer meldet, dessen Antrag kann schlichtweg nicht fertig bearbeitet werden. Daher habe ich 3 Tipps, mit denen sich praktisch alle Ablehnungen sehr leicht vermeiden lassen:

  1. Beantworte die Gesundheitsfragen im BU-Antrag ehrlich und lese genau nach, was gefragt ist. Hier kann ein Berater besonders nützlich sein und dich unterstützen.
  2. Überlege vor Antragsstellung im BU-Fall für dich selbst und mit deinem Arzt: Bin ich durch mein Gebrechen für vermutlich mind. 6 Monate in meinem aktuellen Job zu weniger als 50% arbeitsfähig was Arbeitszeit oder Arbeitsergebnis angeht?
  3. Lasse deinen BU-Vertrag von deinem Berater betreuen und stelle den Antrag gemeinsam mit ihm/ihr. So ist alles professionell geregelt und falls du mal ein Schreiben der Versicherung vergisst, erinnert dich dein Berater daran.
 
Fazit zu diesem Kapital: BU-Versicherer zahlen in den meisten Fällen und wenn doch nicht, dann gibt es handfeste, logische Gründe. Die Gründe lassen sich durch ehrliches Verhalten & professionelle Beratung vermeiden.

3. "Die sagen, ich kann was anderes arbeiten"

Diese Aussage ist ebenfalls sehr gängig und ich höre sie relativ oft in meiner Beratung. Gemeint ist folgendes Szenario: Ein Gerüstbauer erleidet einen Bandscheibenvorfall und kann nicht mehr wirklich sinnvoll als Gerüstbauer arbeiten. Anstatt Geld zu zahlen, meint der Versicherer: „Sie können doch ins Büro wechseln und Rechnungen schreiben, wir zahlen erstmal kein Geld“. In der Fachsprache nennt man diesen Vorgang „Verweisung“, bedeutet der Versicherer deutet auf einen alternativen Beruf und verweigert die Leistung. Kann sowas wirklich passieren? Theoretisch ja, wenn man einen sehr alten oder wirklich schlechten BU-Vertrag hat. Zum einen lässt sich das aber vermeiden und zum anderen sind Ablehnungen aufgrund von Verweisung in der Realität sehr selten. Gemäß der F&B Studie werden 0,42% aller abgelehnten Anträge wegen Verweisungen abgelehnt. Bezogen auf alle gestellten Anträge (auch jene, die angenommen werden) ist das 1 Antrag pro 1190 BU-Anträge.

Deshalb: Die folgenden Zeilen sind zwar wichtig und für Nerds wie mich interessant, aber in der Praxis wirklich unheimlich selten. Unterschieden wird zwischen abstrakter & konkreter Verweisung:

A) Abstrakte Verweisung

Auch wenn dieser Begriff hochjuristisch klingt, so ist er meiner Erfahrung nach gar nicht so unbekannt und auch in vielen BU-Ratgebern als Red-Flag gekennzeichnet.

Abstrakte Verweisung bedeutet folgendes: Bist du in Beruf X berufsunfähig, so darf der Versicherer kreativ werden und nach anderen, ähnlichen Berufen suchen, die du theoretisch („abstrakt“) ausüben könntest. Diese Berufe müssen jedoch hinsichtlich Einkommen, Ansehen & Qualifikation mit dem aktuellen Beruf vergleichbar sein. 

Moderne Tarife verzichten fast ausnahmslos auf diese – zugegeben bescheuerte Klausel – daher ist die abstrakte Verweisung in aktuellen Verträgen eigentlich kein Problem mehr.

So in etwa sollte es im Kleingedruckten deiner BU stehen (Beispiel ist von der Canada Life), dann bist du auf der sichereren Seite. Trotzdem hier nochmal zur Erinnerung: Die Klausel der abstrakten Verweisung ist fies, moderne BU-Tarife verzichten jedoch i.d.R. vollständig darauf. Das Problem tritt nur noch bei alten Verträgen von vor 2015 ab und zu auf. Solltest du tatsächlich einen solchen, älteren Vertrag haben: Lasse ihn prüfen! Gerne kann ich dich dabei auch unterstützen.

B) Konkrete Verweisung

Hier wird es etwas praxisrelevanter, auch wenn wie oben erwähnt diese Klausel nur äußerst selten tatsächlich zur Ablehnung einer BU-Leistung führt.

Konkrete Verweisung bedeutet folgendes: Bist du in Beruf X berufsunfähig, arbeitest aber in einem anderen Beruf Y tatsächlich weiter („konkret“), so darf der Versicherer die Leistung verweigern/einstellen – aber mit erheblichen Einschränkungen (Auszug erneut aus den Bedingungen der Canada Life):

Eine Einschränkung in nur einem der Bereiche (Qualifikation, Einkommen, Wertschätzung, Gesundheit) reicht aus, um eine konkrete Verweisung zu verhindern. Deshalb: Auch wenn dein BU-Versicherer nicht auf die konkrete Verweisung verzichtet, kannst du theoretisch 80% deines alten Gehaltes in deinem neuen Job verdienen – bei vollem Bezug deiner BU-Leistung.

Seit ein paar Jahren gibt es dazu sogar BU-Tarife, die komplett auf eine konkrete Verweisung verzichten.

Zwischenfazit: Das Thema Verweisung ist definitiv kein Grund mehr, auf eine BU zu verzichten! Im Gegenteil, moderne Tarife ermöglichen es sogar, in einem anderen Beruf weiterzuarbeiten und zusätzlich zum Gehalt volle BU-Rente zu erhalten. Das funktioniert natürlich nur, solange man im alten Beruf gemäß der Definition immer noch berufsunfähig ist.

4. "Ich bin im Büro, da passiert nix"

Ein sehr beliebter Grund v.a. unter Akademikern, sich nicht mit einer BU abzusichern. Auf den ersten Blick wirkt es auch sehr logisch, schließlich kann ich als Informatiker auch im Rollstuhl am Schreibtisch sitzen und programmieren. Und in meinem schicken Glasbüro kann mir schließlich eh kein Dachziegel auf den Kopf fallen wie auf der Baustelle nebenan, oder? Nun ja, schauen wir uns einmal die Gründe an, weswegen Menschen überhaupt berufsunfähig werden & ob diese etwas mit der Körperlichkeit des eigenen Berufs zu tun haben.

F&B Leistungspraxisstudie 2025

Ähnlich wie in Kapital 2 betrachten wir zuerst die Hauptgründe. Dargestellt sind hier die Gründe von tatsächlichen BU-Fällen, in welchen die Versicherer auch zahlten. Fast die Hälfte der BU-Fälle geht auf Psychische Beschwerden oder Krebs zurück! Beides sind eindeutig Risiken, die wenig mit Büro oder Baustelle zutun haben – es kann schlichtweg jeden treffen. Auch Krankheiten des Bewegungsapparates (19,36%) sind nicht nur auf körperliche Überanstrengung im Beruf zurückzuführen, sondern können auch aus anderen Gründen entstehen. Überraschend ist für viele, dass Unfälle tatsächlich nur rund 7% der BU-Fälle ausmachen. Dazu ist die Mehrheit der Unfälle privater Natur, das Beispiel mit dem Dachziegel vom Anfang ist also eher ein Sonderfall. Übrigens sehen die Statistiken zu den BU-Gründen schon länger so aus, es ist also nicht bloß ein aktueller Trend.

Die Fakten zeigen: Büroarbeit an sich bietet keinen zuverlässigen Schutz vor einer Berufsunfähigkeit, man wird genauso berufsunfähig wie körperlich tätige Menschen und sollte sich daher ebenfalls um eine Absicherung der Arbeitskraft kümmern. Zusätzlich ist auch folgender Punkt sehr wichtig: Selbst der im Rollstuhl am Schreibtisch sitzende Informatiker, kann trotzdem berufsunfähig sein. Denn die Messgröße für die Frage der Berufsunfähigkeit ist auch das Arbeitsergebnis. Wer durch einen schlimmen Unfall gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen ist, der wird auch psychisch einiges zu verarbeiten haben und sicherlich eine andere Sicht auf das Leben haben. Und ob da Hochleistungs-Programmieren noch zentraler Lebensinhalt ist, ist fraglich.

5. "So eine BU kostet ja ein Vermögen"

Diese Aussage hat verglichen mit den vorherigen noch den größten Wahrheitsgehalt. Den richtig ist: Je nach persönlicher Situation kostet eine gute BU mit ausreichender Deckung zwischen 40€ und 150€ im Monat. Das eine sehr große Spanne, und für z.B. einen Elektriker mit 2.000€ Nettogehalt sind 150€ monatlich eine Menge Geld.

ABER: Die meisten BUs sind teuer, weil der Anbieter falsch gewählt und nicht professionell verglichen wurde. Wer zur Hausbank oder zum Versicherungsbüro um die Ecke geht, erhält nur das Angebot eines Versicherers. Da es dutzende Anbieter am Markt gibt, wird dieser sehr wahrscheinlich nicht das beste Angebot haben. Mit dem individuell besten Angebot sähe der Welt vermutlich ganz anders aus.

Zur BU gibt es dazu auch eine beliebte Metapher: Stell dir vor, du hast eine Geldmaschine im Keller, die dir (ganz legal natürlich…) 2.000€ an Geld im Monat druckt. Ein Mechaniker bietet dir folgenden Deal an: Er wird die Maschine 1 x im Monat warten und sollte die Reparatur mal länger dauern / fehlschlagen, dir die 2.000€ monatlich bis zu deiner Rente vollständig ersetzen. Für diesen Service verlangt er 50€ monatlich. Die meisten Menschen würden diesen Deal eingehen, schließlich ist das eigene Einkommen damit dauerhaft gesichert.

 

Um den Preis einer BU besser verstehen zu können, lohnt sich auch ein Vergleich mit anderen Versicherungen. Praxisnah sind z.B. die KFZ-Versicherung sowie die Wohngebäudeversicherung. Beides selbstverständliche Versicherungen, die nahezu jeder hat, der ein Auto oder ein Haus besitzt. Beim Auto ist eine Haftpflichtdeckung als Mindeststandard sogar vorgeschrieben.

  • KFZ-Versicherung (Vollkasko): Preis stark abhängig von Modell und Fahrer, sagen wir 80€ mtl. Die versicherte Summe entspricht (bei selbstverschuldeten Unfällen oder Schäden durch Natureinflüsse) dem Wert des versicherten Fahrzeugs, 60.000€ z.B. für einen Mittelklasse-Neuwagen. Wie häufig passieren Unfälle? Laut Statistik relativ häufig, ca. 40% der Autofahrer erleiden mind. 1 x im Leben einen größeren Schaden, bei dem man froh über die eigene Versicherung ist.
  • Wohngebäudeversicherung: Preis ist auch hier stark abhängig vom Haus & dem Standort, 100€ mtl. sind ein guter Schnitt. Die versicherte Summe entspricht erneut dem Wert des Hauses, nehmen wir 500.000€. Und die Häufigkeit von größeren Schäden? Definitiv seltener als beim Auto, Schätzungen gehen von ca. 20% aus.

Beide Versicherungen sind Standard und fast jeder Mensch mit einem neueren Fahrzeug oder Wohneigentum besitzt die passende Versicherung dafür und ist froh, diese zu haben. Wie sieht es nun für das Thema Berufsunfähigkeit aus?

  • Berufsunfähigkeitsversicherung: Der Preis ist wie schon erwähnt sehr individuell, nehmen wir mal meinen Durchschnitt von ca.. 60€ mtl. Die maximal versicherte Summe entspricht der Monatsrente multipliziert mit der Restlaufzeit, sagen wir 2.000€ und 35 Jahre – das ergibt 840.000€. Statistisch gesehen werden über alle Berufsgruppen hinweg ca. 25-30% der Menschen mind. 1 x im Laufe des Erwerbslebens berufsunfähig.

Vergleicht man alle 3 Beispiele, so wird deutlich: Die BU kommt sogar am besten weg! Daher sollte den meisten Menschen eine gute BU auch den Preis wert sein – genauso, wie das auch für Auto & Haus gilt.

Trotz aller guten Argumente & aller bekannten Fakten: Es gibt trotzdem Fälle, in denen eine BU wirklich teuer ist und sich der Interessent diesen Beitrag einfach nicht leisten möchte. Häufig sind gerade körperliche Berufe oder Menschen mit risikoreichen Hobbys (z.B. Flugsport) mind. 3-stellig was den BU-Beitrag angeht, was bei einem Nettoeinkommen von i.d.R. 2.000-3.000€ Netto nicht einfach so weggesteckt werden kann. Trotzdem: Gerade wenn die eigene Haushaltsbilanz etwas enger gestaltet ist, so spielt die Sicherheit des eigenen Einkommens eine umso größere Rolle. Daher ist für solche Kundenfälle eine bezahlbare Absicherung des Einkommens umso wichtiger. Folgende Strategien zur stehen zur Verfügung:

 

Plan B: Endalter der BU senken

Dieser Tipp mag unkonventionell sein und wird bei so manchem Kollegen auf Unverständnis stoßen, er erfüllt jedoch definitiv seinen Zweck: Senkt man bei einer BU das Endalter z.B. von 67 auf 60, so wird der Vertrag bei sonst gleichen Konditionen um ca. 40-50% günstiger. Dadurch sollte die BU für jeden erschwinglich sein und bietet zumindest einen ordentlichen Schutz.

Jedoch soll auch der Nachteil dieser Variante erwähnt werden: Je älter man ist, desto höher tendenziell auch das BU-Risiko. Eine BU bis 60 sorgt für eine Lücke zwischen dem Endalter der BU und dem tatsächlichen Renteneintritt. Trotzdem: Ein solcher Schutz ist deutlich besser als kein Schutz und wird den Kunden immer noch für die längste Zeit des Erwerbslebens absichern.

Plan C: BU-Alternativen nutzen

Vor lauter BU wird häufig übersehen, dass die BU nur eine von verschiedenen Möglichkeiten der Einkommensabsicherung ist. Sie ist definitiv die stärkste, speziell für körperlich tätige Personen existieren aber auch gute & günstigere Alternativen:

  • Grundfähigkeit (GF): Diese Versicherung leistet, sofern körperliche Fähigkeiten für einen bestimmten Zeitraum verloren gehen. Sie ist günstiger als die BU, Psychische Risiken sind jeder schwieriger abzusichern.
  • Erwerbsunfähigkeit (EU): Im Prinzip wie eine BU, jedoch muss die Person erwerbsunfähig sein. Das bedeutet: Nicht mehr als 3 Stunden Arbeit täglich sind in irgendeinem Beruf des allgemeinen Arbeitsmarktes (= alle Berufe, für die Ausbildung / Studium benötigt werden) möglich.

Für viele meiner körperlich tätigen Kunden war Plan C bisher eine gute Lösung.

Plan D: Unfallversicherung/SKV

Plan D ist eine echte Notlösung und eher selten – aber auch hier gilt: Besser als nichts! Eine Unfallversicherung kann ebenfalls mit einer monatlichen Leistung versehen werden und so Einkommen darstellen. Allerdings wird – oh Wunder – nur bei Unfällen geleistet. Daher ist eine SKV (Schwere-Krankheiten-Versicherung) als Ergänzung sinnvoll: Dieses leistet bei Krankheiten, welche jede Versicherung in einem eigenen Katalog definiert.

Unfälle & Schwere Krankheiten machen zusammen etwa 40-50% aller BU-Fälle aus, durch diese Kombination besteht also definitiv ein nennenswerter Schutz. Während Unfallversicherungen teilweise sogar ganz ohne Gesundheitsfragen abgeschlossen werden können, so benötigt die SKV ein paar Angaben.

 

6. "Ich investiere einfach in ETFs statt einer BU"

Ein relativ moderner Irrtum, da ETFs und die Aktienkultur in Deutschland ein eher neueres Phänomen sind. Und bevor ich wie zuvor diesen Irrtum als Irrtum entlarve, so gibt es doch etwas Positives zu bemerken: Eine solche Aussage zeigt, dass die Person bereits mit gewissem Ehrgeiz in ETFs investiert und aktiv das eigene Vermögen vermehrt. Das ist schonmal eine gute finanzielle Entscheidung! 

Aber: Um dieses Investieren auch dauerhaft durchziehen zu können, wird ein laufendes Einkommen benötigt! Aus diesem Grund ist gerade für eifrige ETF-Anleger der Schutz des Einkommens hochrelevant. Die Idee hinter diesem Irrtum ist nun folgende: Anstatt eine BU abzuschließen, wird einfach der gleiche Beitrag in einen ETF investiert, welcher als „BU-Reserve“ dient. Im Falle einer Berufsunfähigkeit wird dann dieser ETF angezapft, um das monatliche Einkommen zu ersetzen. Kann das funktionieren? Rechnen wir nach!

Ina Investor ist 30 Jahre alt, arbeitet als Angestellte im Marketing und verdient aktuell 2.800€ netto. Ihr aktueller, sparsamer Lebensstandard beläuft sich auf 2.000€, welche sie im Falle einer Berufsunfähigkeit auf jeden Fall braucht. Soll sie nun eine BU abschließen oder lieber einen zusätzlichen ETF-Sparplan aufsetzen?

Variante mit BU

Ina ist für ihr Alter im Großen und Ganzen gesund, eine BU mit 2.000€ Absicherung bis 67 kostet für sie beim Preis- / Leistungssieger 71,69€ monatlich. Zusätzlich ist bei einer BU zu beachten: Das Geld kann im Falle einer Berufsunfähigkeit nicht ausgehen, gezahlt wird für die komplette Dauer der Berufsunfähigkeit, bis zum gewählten Endalter. Zusätzlich steigert sich die monatliche Leistung pro Jahr um 1-3% je nach Anbieter. Der gewichtete Durschnitt hinsichtlich der Dauer einer Berufsunfähigkeit liegt bei ca. 7 Jahren.

Grob gerechnet (ohne die 1-3% Steigerung) ergäbe sich für Ina im BU-Fall damit eine durchschnittliche Auszahlung von: 

2.000€ x 12 x 7 = 168.000€

 

ETF als „BU-Ersatz“

Lediglich Durchschnittswerte unterstellt, müsste Inas ETF also in der Lage sein, 168.000€ in Monatsraten von 2.000€ über 7 Jahre hinweg auszuzahlen. Findige Anleger werden hier direkt anmerken: Aber das Kapital wird ja in Raten entnommen, dann kann das nicht verwendete Geld doch weiter investiert bleiben und Renditen erzielen? Korrekt! Unterstellen wir eine solide 4% Rendite in der Entnahmephase (Die Schwankungen müssen gering/nahe null sein, daher sollten wir konservativer anlegen), so sinkt das Zielkapital auf 154.000€. Wirklich gleichwertig wäre diese Strategie immer noch nicht, da die BU ja notfalls bis 67 zahlen würde, Inas ETF-Topf jedoch nach 7 Jahren das Geld ausgeht. Im Gegenzug würde sich Ina doppelt freuen, falls sie nicht BU werden sollte: Das Geld im ETF stünde ihr zur Verfügung, bei der BU wäre es weg.

Doch: Die BU ist in der Lage, direkt Geld auszuzahlen – Inas ETF-Poster muss erst mühsam aufgebaut werden. Wie lange dauert das bei 7% Rendite p.a. um 154.000€ zusammen zu kriegen? Kommt drauf an, wie viel Ina spart:

  • Sie spart nur den BU-Beitrag von 71,69€ monatlich: Es dauert 38 Jahre – oh je, da ist Ina schon in Rente!
  • Sie spart 150€ monatlich: Jetzt sind es noch ca. 28,5 Jahre – mit knapp 60 Jahren würde als Inas BU-Ersatz stehen. Viel zu spät, um ihr Einkommen während kritischer Phasen wie der Abzahlung eines Hauskredites zu schützen
  • Sie spart 10% ihres Einkommens, also 280€: Nun würde es 21 Jahre dauern – gleiches Problem wie zuvor.
  • Letzter Versuch – sie spart 500€ monatlich: 15 Jahre bleiben übrig – Vermögensaufbau unabhängig vom BU-Polster zu betreiben ist bei dieser hohen Sparrate kaum mehr möglich und damit fallen auch Haus & Co ins Wasser.

Diese fast schon verzweifelt wirkende Rechnung sollte klarmachen: Die BU mit einem ETF-Sparplan zu ersetzen funktioniert einfach nicht. Für Ina (und für alle anderen mit ähnlichen Plänen) ist es schlichtweg viel einfacher & sicherer, eine BU zu haben. Damit bist du während deinem kompletten Erwerbsleben auf der sicheren Seite und musst nicht Unmengen an Geld auf ein „BU-Ersatz-Konto“ zahlen, sondern kannst deinen ETF-Vermögensaufbau guten Gewissens für deine Herzensprojekte wie Eigenheim oder eine frühere Rente nutzen.

7. Fazit

Wir eben gezeigt wurde, sind viele der bekannten Gründe gegen eine BU in Wahrheit tückische Irrtümer – die BU ist wesentlich besser & stärker als ihr Ruf! Gleichzeitig macht diese Aussage auch das Leben einfacher: Man muss keine eigenen Zusatzreserven anlegen oder das eigene Einkommen dem Zufall überlassen. Eine gute BU ist ihren Preis wert und schützt das eigene Einkommen und damit den eigenen Lebensstandard dauerhaft.

Falls du als Leser bisher dem Lager der BU-Skeptiker angehört hast, so hoffe ich, dir ein paar nützliche Infos gegeben zu haben. Mehr zum Thema BU & den Alternativen dazu findest hier auf der Webseite. Möchtest du direkt zur Beratung springen, kannst du dir hier einen Termin buchen.